Mein Rettungsengel
Heute war Freitag. Das ist für mich oft ein besonderer Tag: Wenn ich den Deckel meines Laptops herunterklappe und dem Büro bewusst „adieu“ sage, überkommt mich so eine Freude auf das Wochenende. Ihr kennt das bestimmt. An diesem Freitag lachte die Sonne in der ihr noch verbliebenen Kraft des Herbstes und der Himmel war stechend blau. Auf dem Weg zur Kita mit dem Fahrrad fuhr ich beschwingt an den herbstroten Stieleichenbäumen vorbei. Was für eine grandiose Farbmischung doch der Herbst für mich bereithielt! Ich hatte Theo erlaubt seine „Computerzeit“ zu Hause zu verbringen, während ich seinen Bruder mal eben kurz aus der Kita abholen wollte. Da die Kinder bei dem schönen Wetter auf dem Innenhof der Kita spielten, war Kristian bereits fertig angezogen und wir konnten sofort zu den Rädern gehen. Kristian wollte unbedingt sein Fahrradschloss allein aufschließen, schließlich kann er das ja schon. Dabei unterlief ihm irgendein ungeplantes Missgeschick. Er kam an das Reifenventil und die gesamte Luft war im nu entwichen. Das war ein kompletter Platten. Irgendwie doof, dachte ich. Aber ich blieb entgegen meinem sonstigen Verhalten enorm ruhig. Ob es am Wetter lag? Oder ob mich Gott vielleicht doch wirklich verändert hatte? Naja, jedenfalls schimpfte ich nicht wie ein Rohrspatz und blieb guter Dinge auch als die Kita-Erzieherin mir eröffnete, dass sie keine Luftpumpe in der Kita hatten. Das war nämlich so meine erste Idee, das Problem zu beheben und die 2,5 km Weg zu bewältigen. Okay, für einen kurzen Moment dachte ich an die sich verlängernde Computerzeit vom Theo und so wirklich super fand ich das nicht. Aber ich sprach unbewusst in mich hinein: „Gott wird uns schon nach Hause bringen!“. Ehrlich, diese Worte waren in meinem Kopf und ich glaubte sie auch. Da war so überhaupt kein Anflug von Zweifel, keine Änderung meiner Stimmungslage und keine schlechten Gedanken. Das war neu für mich.
Nun ja, was soll ich sagen: Als wir gerade den ersten hohen Berg am Keltensteig die Räder hochschoben, kam mir ein bekanntes Auto entgegen. Es war meine Nachbarin aus dem Nebenaufgang. Wir wedelten mit unseren Armen und sie verstand, dass sie anhalten sollte. Sie hatte leider auch keine Fahrradpumpe im Auto. Aber…ihr Auto war groß genug, um Kristian samt Rad einzuladen und spontan nach Hause zu fahren. Wir lieferten uns noch ein Wettrennen, wer zuerst zu Hause ankommt. Okay, ich hatte verloren. Aber nur dieses Rennen. Denn tatsächlich hatte ich Zeit gewonnen. So schnell war ich noch nie mit Kristian und den Rädern zu Hause. Das war eine großartige Erfahrung. Und ich bin überzeugt, dass Gott mir meine Nachbarin als Rettungsengel gesandt hat, weil ich einfach auf ihn vertraut hatte. Diese kleine Alltagsgeschichte mag für manche von außen nur wie ein Zufall aussehen, für mich aber war es ein Geschenk Gottes aufgrund meines Vertrauens. Ein in den letzten Jahren gewachsenem Vertrauen. Das war nicht immer so.
Dieses Vertrauen erinnert mich an die Geschichte aus der Bibel mit der Frau, die jahrelang unter Blutungen litt. Ich litt zwar nicht unter Blutungen, aber an falschem Verhalten und mangelndem Glauben und wurde belohnt, weil ich nun (neu) glaubte. "Jesus sprach aber zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner Plage!" Markus 5,34
Romana