Der Fahrradhelm

Schnell noch den Fahrradhelm aus dem Schrank gesucht, um festzustellen, er ist zu klein geworden. Mein jüngster Sohn freut sich riesig auf das erste Mal Fahrrad fahren nach monatelanger Herbst-Winterpause. Wir nehmen den vom größeren Bruder und ab geht es nach draußen. Kristian schwingt sich behend aufs Rad, tritt dreimal an, um in größtmöglicher Geschwindigkeit die Wege auf dem Hof entlang zu brausen. Natürlich fährt er nicht direkt in den Park, wie ich es mir erhofft hatte, nein direkt um die Wohnhauser, wo jederzeit ein Anwohner aus der Tür treten oder hinter einer uneinsichtigen Ecke hervorkommen kann. Der größere Bruder fährt bereits vorsichtiger und ruft stellvertretend für mich: „Nicht so schnell, Kristian!“. Aber unserem Kristian ist das egal. Mit Vollgas nimmt er die eine Treppenstufe nach unten in den Park, um sofort beherzt, scharf nach rechts abzubiegen und selbstverständlich schneller als sein älterer Bruder in die Pedale zu treten. Ich schaue hinterher und bewundere ihn! In mir klingen noch ermahnende Sätze, er solle auf die Passanten achten, vor allem auf die mit Hunden und anderen Sportlern oder Kleinkinder. Und es wäre am besten, rechts zu fahren, damit kein Unfall passiert. All das kann ich mir sparen, denn dieser Moment gehört nur Kristian und seinem Rad. Er fährt genau in der Mitte des Gehweges, seine Klingel wird massiv eingesetzt, alle sollen ihm Platz machen. Ihm gehört die ganze Welt, so scheint mir. Und ich muss unwillkurlich lachen über diese dreiste Selbstverständlichkeit seines Seins. Schlagartig erklingt der Satz von Jesus in meinem Kopf:

»Ich versichere euch: Wenn ihr euch nicht ändert und so werdet wie die Kinder, kommt ihr ganz sicher nicht in Gottes himmlisches Reich. « Matthäus 18,3 (HFA)

Wenn ich so frei und für den Moment leben könnte wie Kristian ihn gerade erlebte, dann wäre ich wie ein Kind. Ich brauchte mich weder sorgen, noch irgendwelche Ängste haben. Ohne Ballast lebte ich in der Gewissheit, Jesus ist und bleibt bei mir. Jesus hat alles bereits für mich „erledigt“. Ich brauchte nur noch vertrauen. Leider gelingt es mir nicht immer in dieser Gewissheit mein Leben zu führen. Aber ich weiß, dass ich es darf. Ich hatte Kristian einen Fahrradhelm zum Schutz aufgesetzt und erinnerte mich nun beim Hineingehen in die Wohnung, dass ich ebenfalls einen Helm trage. Gott hat ihn angefertigt:

»Die Gewissheit, dass euch Jesus Christus gerettet hat, ist euer Helm, der euch schützt.« Epheser 6, 17 

Bevor ich traurig werde, dass ich noch nicht so wie ein Kind geworden bin, nehme ich mir lieber einen kleinen Schritt vor: Wenn ich mir oder meinen Kindern zukünftig einen Fahrradhelm anziehe, möchte ich mich daran er- innern, wer mich wirklich schützt und mir tagtäglich seinen unsichtbaren Helm aufsetzt! Sicherlich schenkt er mir dabei ein liebevolles Lächeln. Denn ich bin seine Tochter, die er gut behütet.”

Romana